Food Forest Ormalingen – wo Zukunft gedeiht
Was macht man mit einer Hektare Land im Baselbieter Tafeljura auf 433 Metern Höhe, mit Wiesen, Hecken, Bäumen, Blumengarten, munter plätscherndem Bächlein, viel Sonne und einem wunderschönen, ehemaligen Bauernhaus? Eine Hektare misst 10’000 Quadratmeter. Das ist viel Land für eine vierköpfige Familie. Einfach einen grossen Gemüsegarten anlegen oder Rasen mit Büschen pflanzen wollten wir nicht. Das Land weiterhin einem Bauern verpachten, der es zur Heugewinnung nutzt, fühlte sich ebenfalls nicht stimmig an. Wir wollten mehr machen aus unserem Ort. Wir wollten, dass hier Zukunft gedeiht. Für die Natur. Und für die Menschen.
Waldgarten – ein Ökosystem mit intakten Kreisläufen
Wälder sind in unseren Breitengraden die von Natur aus vorherrschenden Ökosysteme. Überlassen wir zum Beispiel eine Wiese sich selbst, entwickelt sie sich Schritt für Schritt zurück zum Wald. Hier setzt der Waldgarten ein: Er ist dem Wald nachempfunden und beschreibt ein ausgesprochen resilientes System, das sich durch grosse Artenvielfalt auszeichnet, Erträge generiert und eine natürliche Schönheit ausstrahlt. Zudem speichern Waldgärten Wasser, versorgen sich weitgehend selbst mit Nährstoffen, produzieren viel Biomasse und helfen mit, gesunden, nährstoffreichen und vitalen Boden aufzubauen. Wildtieren bieten sie viele Nahrungsquellen und Lebensräume, aufs Klima haben sie einen stabilisierenden Einfluss und sie wirken der Erosion und dem Wind entgegen.
In seinem Grundaufbau besteht ein Waldgarten – getreu seinem Vorbild – aus mehreren Schichten. Sie stehen miteinander in Wechselwirkung und unterstützen sich gegenseitig. Die am höchsten wachsende Schicht ist die Baumschicht, gefolgt von der Strauchschicht, der Staudenschicht und den Bodendeckern. Gepflanzt werden primär mehrjährige Gewächse, was die Stabilität des Systems erhöht, das Bodenleben schont und den Arbeitsaufwand minimiert.
Food Forest Ormalingen – viel Nahrung für Boden und Mensch
Ein Waldgarten oder eben Food Forest entspricht unseren Bedürfnissen: Wir möchten auf unserem Grundstück den Boden verbessern und Humus aufbauen, wir möchten Menschen integrieren und sie teilhaben lassen an unserem Projekt und unserer Oase, wir möchten Ideen liefern, wie man einen Garten so anlegt und bewirtschaftet, damit Kreisläufe entstehen, die miteinander harmonieren und sich gegenseitig unterstützen, und wir möchten die Biodiversität im Ort erhöhen, Vielfalt schaffen, gesunde Lebensmittel ernten und Wildtieren ein Zuhause anbieten. All dies mit dem Ziel, dereinst unseren Kindern Sandro und Laila ein hochwertiges Stück Land weiterzugeben – ein intaktes, stabiles Ökosystem.
In der Permakultur sind Waldgärten auf Grund ihrer Eigenschaften wichtige Gestaltungselemente. In der Permakultur geht es darum, am Vorbild der Natur resiliente Systeme zu schaffen, welche die Biodiversität verbessern, hohe Erträge erzielen und ein Gleichgewicht schaffen zwischen allen am System Beteiligten. Hierzulande gewinnen Waldgärten oder Esswälder immer mehr an Bedeutung. Für die Planung und den Aufbau des Food Forest Ormalingen haben wir deshalb Unterstützung geholt bei Planofuturo, einem Institut für Permakultur-Design. Unter der Leitung von Toni Küchler und Sherpa Hänggi, beide diplomierte Permakultur-Designer, und mit Hilfe von Permakultur-Design-StudentInnen von Planofuturo, entstand während dreier gemeinschaftlicher Planungstage das Herzstück unserer Oase: ein Grundelement von 1000 Quadratmetern Grösse, das einer permanenten Waldlichtung nachempfunden ist und das wir im Laufe der Jahre an mehreren Orten umsetzen können. Dieses Grundelement (Module) setzt sich zusammen aus grossen Bäumen, die uns mit Früchten und Nüssen versorgen, aus Obst- und Beerensträuchern aus kultivierten und wilden Sorten, aus Sträuchern zur Produktion von Biomasse zum Mulchen und zur Anreicherung des Bodens mit Stickstoff sowie aus offenen Flächen für Blumenwiesen, Wege, Gemüsebeete, einen Hühnerstall oder einen Sitzplatz mit Feuerstelle.
Spannende Informationen rund ums Thema der Permakultur:
Wir – das sind Rebekka Rieder und Lucien Holzapfel mit den Kindern Sandro und Laila. Seit Dezember 2019 wohnen wir am Händschenmattweg 235 in Ormalingen, einem kleinen, lebendigen Dorf in der Nähe von Sissach (BL). Wir lieben unser Zuhause, es ist der Platz, an dem Rebekka aufgewachsen und nach zwanzig Jahren zurückgekehrt ist. Unser Land soll eine Oase sein, eine vielfältige und bunte Oase prallen Lebens. Mit Bäumen, Beeren, Sträuchern, Stauden, Blumen, Tieren, Wasserläufen – und mit gesundem, lebendigem Boden. Also haben wir angefangen, einen grossen Waldgarten anzulegen. Einer der sich langsam entwickeln darf, genauso wie wir. Willkommen im Food Forest Ormalingen.
An Ideen für die Zukunft mangelt es nicht. Obst- und Marronibäume möchten wir pflanzen, Kiwis und Reben sollen gedeihen und uns mit süssen Früchten versorgen, und – tatsächlich – wir planen für 2023 einen hundert Quadratmeter grossen Gemüsegarten samt Anlehngewächshaus hinter dem Haus.
Schliesslich wünschen wir uns, dass Menschen hier Kurse und Workshops durchführen zu Themen, die sich in unserem Garten anbieten. Kompostieren, Pflanzenkohle oder Wassermanagement zum Beispiel. Unser Food Forest ist ein offener Ort der Begegnung, des Lernens und des Staunens. Ein Ort, an dem alle Menschen willkommen sind, die in Einklang mit der Natur und dem Leben stehen und etwas beitragen wollen zu einer zukunftsfähigen Welt.